sonargemeinschaft

sonargemeinschaft ist ein Duo Projekt von Dirk Raulf und Frank Schulte,
Die Zusammenarbeit begann 1995 mit der Veranstaltungsreihe „teatime“ 1995 und
umfasst mittlerweile Produktionen für den WDR und das Goethe-Institut, die
Bundeskunsthalle und die Europäische Kommission. Es entstanden
Bühnenmusiken (Essen, Oberhausen), Hörspiele (WDR, DeutschlandRadio),
Veranstaltungen und das eigene Label POISE.

Erst 2007 wurde die sonargemeinschaft zu einem live improvisierenden Duo,
angeregt durch Auftritte in Raulfs Reihe „Bitte nicht füttern“ sowie durch eine
Einladung des Westdeutschen Rundfunks.
In einer losen Reihe stellt die sonargemeinschaft Kooperationen mit Kollegen vor.

Die erste dieser Begegnungen fand statt am 13. Dezember 2007 im Kölner
LOFT, als Raulf und Schulte mit dem legendären Gitarristen Fred Frith
zusammentrafen.
Nichts war von den Musikern vorher abgesprochen worden - und wie es
manchmal geschieht bei Aufführungen reiner Improvisation: Man hatte das
Gefühl, es musste in diesem Moment genau so und nicht anders sein. Ein
Eindruck, den die Zuhörer und die Musiker auf der Bühne teilten.
Schultes subtile, dynamische, kontrastreiche elektronische Räume; Raulfs mal
lyrisches, mal energisches Spiel auf Sopran-, Tenor-, Bariton- und Bass-Saxophon;
Frith als Chamäleon zwischen reinem Klang, polyrhythmischer Grundierung und
harmonischem Gestus - das Publikum im restlos ausverkauften LOFT erlebte
einen Abend inspirierter, intimer, intensiver musikalischer Kommunikation.


Dieser geglückte Abend liegt nun als CD unter dem Titel „drift“ vor (poise 15, im
Vertrieb bei Alive). Die beiden Sets („Elsewhere“ sonargemeinschaft pur, „All
aboard“ im Trio mit Fred Frith) wurden 1:1 als Konzertmitschnitt übernommen
und nur behutsam klanglich nachbearbeitet.

mehr Informationen unter: www.sonargemeinschaft.de

 

 

KONZERT TERMINE 2015

Fr. 12. 6. - Grillo Theater Essen - im Rahmen des Kulturpfadfest Essen

Sa. 13.6. - Loft, Köln

 

rezensionen

Hier gibt es eine freundlich, begeisterte Rezension von der Downtown Music Gallery/New York:
www.downtownmusicgallery.com/Main/news/Newsletter-2008-07-18.htm...

Und hier ein sehr schöner Blog-Eintrag auf 3,40 qm:
Es gibt soviel unentdeckte Musik. Soviel spannende, höchst inspirierte, stimulierende und doch unentdeckte Musik. Auch "Drift" des Kölner Improvisationsduos sonargemeinschaft wäre mir wohl verborgen geblieben, hätte es das Schicksal nicht so gut mit mir gemeint. Gemeinsam mit dem britischen Gitarristen und Multiinstrumentalisten Fred Frith als Gast präsentieren sich Dirk Raulf am Saxofon und Frank Schulte (Electronics) auf einem Niveau, das mir tatsächlich nicht alle Tage vor die Ohren kommt.

Frei improvisierte Musik gleicht immer einem Drahtseilakt und für gewöhnlich entscheiden die ersten Augenblicke über Erfolg und Misserfolg eines gemeinsamen Weges. Damit ist nicht gemeint, dass sich ein Stück nicht entwickeln dürfe; das wäre aber erst der zweite Schritt. Der erste Schritt ist ein Hauch einer Ahnung, ein minmaler Impuls oder eine grotesk-winzige Information, die darüber entscheiden, ob das, was gerade die Synapsen umweht, Substanz und Leidenschaft hat. Das Bauchgefühl täuscht sich selten, sofern man gelernt hat, es erstens überhaupt wahr zu nehmen, und zweitens es auch zu begreifen.

Wenn drei Musiker (und hier ganz besonders Raulf und Schulte) in der Lage sind derart intensiv und geschlossen mit einer Stimme sprechen zu können, dass dieses knapp siebzigminütige, aus zwei Titeln bestehende und im Kölner Loft live aufgenommene Werk sich zu einer funkelnden, blitzenden und nachgerade - Achtung, das verbotene Wort: perfekten Momentaufnahme entwickelt, zeigt sich, dass es durchaus von Vorteil sein kann, wenn sich die Musiker nicht erst vier Minuten vor Konzertbeginn am Biertresen über die Füße gefallen sind: Dirk Raulf und Frank Schulte arbeiten seit 1995 unter dem gemeinsamen sonargemeinschaft-Banner, kennen ihre Wege, Ihre Gedanken, Ihre Stärken und Schwächen. All das wird auf "Drift" gebündelt auf die Bühne gebracht. Raulfs Saxofon, das mal barsch und geradewegs animalisch anmutet, nur um im nächsten Moment so pur und rein wie ein norwegischer Fjord zu klingen (hat hier eben gerade jemand Jan Garbarek geflüstert?), und Schultes elektronische Eskapaden, die es sogar hier und da fertig bringen, wie ein Ausschnitt einer Raster-Noton-Party zu klingen, nackt und skelettiert einen feinen, minimalen Groove entwickeln und sich darüber hinaus nicht nur in den Sound einbetten, sondern ihm ein eigenes Gesicht schenken, sind die Grundpfeiler einer Musik, die im zweiten Stück "All Aboard" mit der Gitarre von Fred Frith eine weitere Komponente, einen weiteren Bauteil erhält. Auch Frith scheint ein gutes Gespür dafür zu haben, was dieser 13.Dezember wirklich benötigte, und es ist sehr wohltuend zu hören, dass er, wie seine beiden Mitmusiker auch, es unterlässt diese Bühne zu seiner alleinigen Bühne zu machen.

Und wenn selbst das angesichts der kalten Jahreszeit im Hintergrund dezent vor sich hin hustende Publikum mit dazu beiträgt, dass "Drift" ein beeindruckendes Zeugnis eines Abends ist, an dem sich drei Musiker zu einem Klang verbunden hatten, ist wirklich alles gesagt.   

   dreikommaviernull.blogspot.com...

und Rigobert Dittmann schreibt in Bad Alchemy Nr. 59:
"Der Multisaxophonist Dirk Raulf und der Electronicwizard Frank Schulte produzieren seit 1995 gemeinschaftlich Bühnenmusiken und Hörspiele, aber erst 2007 machten sie, nachdem ein Auftritt in Raulfs Konzertreihe Bitte nicht füttern gut geklappt hatte, den Schritt, auch als freies Improteam anzutreten. Raulf, von 1988-94 ein Kölner Saxophonmafioso, hat seitdem weitergemacht mit dem Sänger Gerd Köster als NOX, mit dem Trio Monkey House und dem Basssaxophon-Vierer Deep Schrott. Hier hört man ihn zuerst eine knappe halbe Stunde lang in tagträumerischer Zweisamkeit mit dem ganz delikat pixelnden oder wie Insekten schwirrenden Schulte als einen Poeten, dessen mundgeblasene Kopfgeburten von einem träumerischen Kopf und einem großen Herzen zeugen. In den folgenden gut 40 Min. mit Frith, am 13.12.2007 im Kölner LOFT der gelungene Einstieg in ein Third-Person-Konzept, klingen neben anderen Saiten auch andere Seiten an. Raulf wühlt im Souterrain des Klangspektrums oder wirft sich mit der Schulter gegen eine roh verputzte Wall Of Sound, die seine Partner aus dem Nichts hochziehen, er tutet wie ein Dampfer - das Stück wurde entsprechend ‚All Aboard‘ getauft - oder schrillt wie ein Raubvogel. Aber die raue Schale legt bald auch hier ihren weichen Kern offen, eine Innigkeit, in der Schultes Electronics mitpulsieren, während Frith zwischen schroffem Gitarrennoise oder zartem Geplinke offen lässt, wohin das Drifting, das Umherschweifen, führen mag. Schulte kitzelt und kurbelt den Geist aus der Maschine, Frith belässt es nicht bei Tableguitargimmicks, er langt zwischen Geknarze oder verbeulten Glissandos richtig zu. Aber es ist dann wieder Raulf, der an die Herzfasern rührt, auch wenn Schulte das mit Vogelgezwischer und einer Endlosrillenphrase ein wenig ironisiert."

weitere Rezensionen in Ausschnitten:
Hans Jürgen Linke - FAZ:
Der Anfang legt jeweils das Klangspektrum fest, aus dem aber ausgebrochen werden kann. Das Ende kommt irritierenderweise just dann, wenn man den Eindruck hat, nun könnte es kommen. Die Musik wirkt wohltuend frei, lebendig, kompakt und nur gebunden durch die Einigung auf bestimmte Charakteristika.

Hans Martin Woltersdorf - Kölner Stadt Anzeiger:
Solche Musik denkt nicht an Kategorien wie Stile, Genres oder
Akzeptanz, sie strampelt sich frei. Es ist alles da, die Auflösung von Musikbildern in einzelne
Klangpunkte, man hört das Ganze und sieht die Teile. Und besonders die, die sich wiederholt
aufbröseln. Dynamik und Feingefühl gehen vom Saxofonisten Raulf aus, der ausbricht und
sich doch wieder zurücknimmt. Elektroniker Schulte entwirft zarte, luftumwehte Sounds,
während Frith daran schabt und kratzt. "Drift" reflektiert puren Aktionismus, mal heftig, mal
friedlich.

Felix Klopotek in StadtRevue 12-08:
"Raulf und Schulte erweisen sich als Virtuosen atmosphärischer Improvisation, aus dem Kontrast von statischen Klangflächen und ständigen Aktionen entsteht bei ihnen kein Gegen-, sondern ein Miteinander. Die Klänge werden nicht addiert, vielmehr entstehen aus zunächst abstrakten Improvisationskonstellationen Melodien, schält sich ein tiefer, satter, niemals aufdringlicher Groove heraus. Schulte findet mit seinen Maschinen die richtige Mischung aus Penetranz und Zurückhaltung, während Raulf die zeitgenössische Saxofonliteratur zitiert."

 

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CD review "drift" im blogspot "3komma4null"
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